Alle Jahre wieder: Schüler der HBG zum Arbeiten in Spanien

Es ist nun schon seit 2001 Tradition an der HBG: das Auslandsbetriebspraktikum in La Coruña (im Nordwesten Spaniens) – seit 2019 wird es finanziell unterstützt durch die Elena-Bleß-Stiftung!

Seit 18 Jahren wird interessierten Schülerinnen und Schülern unserer Schule im 3. oder 4. Lernjahr Spanisch angeboten, in Jahrgang 11 bzw. 12 für zwei Wochen nach Spanien zu fahren, um in verschiedene Berufe hineinzuschnuppern, die Zielsprache konsequent anzuwenden und Kontakte zu Spaniern zu knüpfen. Ausgesucht wurden verschiedene Arbeitsplätze, um den unterschiedlichen Interessen der Jugendlichen gerecht zu werden. Die Kontakte beruhen allesamt auf privat hergestellten Kontakten, die das ganze Jahr über sorgsam gepflegt werden (müssen), damit dieses ganz besondere Angebot der Heinrich-Böll-Gesamtschule weiterbestehen kann.

Hilfreiche Kolleginnen….
Praktikumserfahrung 1
Praktikumserfahrung 2

Die Schüler arbeiten montags bis freitags ganztags in verschiedenen Kindergärten oder besuchen als “Gastschüler” eine spanische Schule, beteiligen sich dort aktiv am Unterricht, machen Hausaufgaben und treffen sich mit Klassenkameraden. Seit 2004 besteht außerdem die Möglichkeit, bei der Altenbetreuung (Vorlesen, Spaziergänge, Erzählen, Einkaufen,…) mit einzusteigen. Außerdem arbeitet eine Person in einer Boutique für Kinder- und Babybekleidung, zwei weitere in einer Bibliothek. Begleitend führen die Teilnehmer eine Praktikumsmappe und fertigen Vokabellisten an.

Die Fahrt findet immer zur Hälfte in den Herbstferien statt, damit nicht zu viel Unterricht ausfällt! Bemerkenswert: die Schüler zahlen um die 550 € für diese freiwillige Verkürzung der Herbstferien. Seit 2019 wird die Fahrt finanziell durch die Elena-Bleß-Stiftung unterstützt.

Im Jahr 2018 ging es mit neun Schülerinnen und zwei Schülern mit dem Flugzeug von Düsseldorf nach Madrid, von dort weiter per Bus nach La Coruña. Wir kamen todmüde in der Studentenunterkunft an, die für 2 Wochen unser Zuhause werden sollte. Nach einem ausgiebigen Essen in unserer “Stammkneipe”, der Bar Manolo, einem Erholungsschlaf und Frühstück in der Mensa mit spanischen Studenten ging es am auf Erkundungstour, damit die Schüler eine Orientierung bekamen von der 300.000-Einwohner-Stadt A Coruña. Das Wetter, sonst vergleichbar mit dem in Deutschland, war sonnig und warm (und blieb es auch in beiden Wochen), so dass der Strandbesuch länger dauerte als geplant. Vorher wurden aber alle sieben Praktikumsplätze besucht, um uns vorzustellen und den Schülern den Weg dorthin zu zeigen. Nach dem Abendessen traf man sich zum Tischtennis oder Billardspielen ebenfalls in der Stammkneipe; hier sollten die Feierabendaktivitäten in der Woche hauptsächlich stattfinden (bei Billard, Tischtennis, Kicker, Tapas und -ganz selten ☺- einem Bierchen).

Am nächsten Morgen ging es (noch mit Begleitung der beaufsichtigenden Lehrer und durchaus einer gewissen Anspannung) zu den Praktikumsplätzen, von wo die Schülerinnen und Schüler abends gegen 17 Uhr hundemüde (aber überglücklich) wiederkamen.

Alltagsszenen

Dann kam die Routine: früh aufstehen, frühstücken, zur Arbeit fahren und dort ca. 7 Stunden schuften, dann noch ein Stadtbummel, Shoppen oder ein erholsamer Strandbesuch vor dem Rückweg, schließlich gegen 20:30 Uhr gemeinsames Abendessen. Jedes Jahr gibt es mit dem Betreiber der Bar Manolo und seiner Familie ein herzliches Wiedersehen; die Deutschen sind wieder da. Die Vielfalt der spanischen Küche kann hier zu äußerst fairen Preisen genossen werden – verglichen mit der Studentenmensa, wo wir bis 2006 aßen, ein Paradies auf Erden. Nach dem Essen noch ein wenig Billard oder Tischtennis auch dort in der Stammkneipe, gegen 22:30 Uhr nach Hause und ab ins Bett (nicht immer gelang dies mit deutscher Pünktlichkeit).

Am Wochenende konnte der Strand etwas länger genossen werden, es kam Urlaubsstimmung auf; Mutige wagten den Sprung ins ziemlich kühle Atlantikwasser. Sonntags stand -wie jedes Jahr- ein Ausflug nach Santiago de Compostela auf dem Programm. Die Fahrt dorthin beinhaltet immer auch den Besuch eines mit Hunderten von Pilgern gefüllten Gottesdienstes in der Kathedrale von Santiago, und obwohl auf Spanisch gehalten, erfahren die Schülerinnen und Schüler die feierliche und erhebende Stimmung, die auch noch anhält, wenn wir längst wieder in La Coruña angekommen sind.

In La Coruña selbst lohnt es immer, sich auf die Spuren durch die Altstadt zu begeben. Es ist geradezu ein Muss, in einer der fast 100 Jahre alten Straßenbahnwagen das eindrucksvolle Küstenpanorama von La Coruña zu genießen. Dabei kommt man auch am Leuchtturm Torre de Hércules vorbei. Er steht als weltweit ältestes noch in Betrieb stehende Bauwerk seiner Art auf der Liste der UNESCO-Welterbestätten, ist fast 70 Meter hoch und für einen tollen Ausblick über La Coruña bzw. auf den Atlantik muss man 242 Stufen hinaufsteigen.

Bei der spanischen fröhlich-lebendigen Lebensart opferten wir Lehrer uns nicht allzu ungern, mit den Schülerinnen und Schülern das Nachtleben La Coruñas “unter die Lupe zu nehmen”, das allerdings wesentlich später als aus Deutschland gewohnt beginnt (und auch endet). Selbstverständlich tranken wir nur nicht-alkoholische Getränke ☺. Es wurde getanzt, gelacht, und etwas verspätet wurde der Weg ins Bett gefunden.

Praktikumserfahrung 3

Im Vordergrund stand aber die Arbeit, denn es handelte sich hier nicht um Urlaub; Kinderhüten mit Windelnwechseln, Füttern, Streit schlichten, Spielen, Vorlesen,… all das kann ganz schön ermüdend sein, ebenso wie die Teilnahme am Unterricht mit aktiver Beteiligung, dem Anfertigen von Hausaufgaben, dem Befragtwerden durch Mitschüler und Lehrer,… In der Bibliothek war Kundenkontakt an der Tagesordnung: Bücher entleihen, zurücknehmen, bei der Suche behilflich sein….und das alles in der Fremdsprache….ganz schön anstrengend.

Trotz aller Strapazen, trotz etwas Heimweh (für viele war es die erste Reise weg von der Familie), alle waren sich einig: nach Deutschland wollte keiner so schnell zurück. Aber der Rückflug kam unaufhaltsam näher, und schließlich ging es vollbeladen Richtung Heimat. Wir alle freuten uns schon auf die Nachtreffen mit Fotoaustausch, Kochen und auf die gemeinsame Erinnerung an tolle, unvergessliche zwei Wochen. Viele der Truppe, die alle restlos begeistert sind, werden wohl im kommenden Jahr, dann privat in den Herbstferien, auch wieder dabei sein. Das ist der schönste Lohn für all die Arbeit.

[Jörg Mallmann]