Gedenkstättenfahrt nach Breitenau

Am 02. Oktober 2024 besuchten wir mit unserer Stolperstein-AG der Heinrich-Böll-Gesamtschule die Gedenkstätte Breitenau in Guxhagen in der Nähe von Kassel.
Schon der Weg vom Bahnhof zur Gedenkstätte spielt in ihrer Historie eine wichtige Rolle, denn ihre Nähe zu den Schienen machte es möglich, viele Gefangene schnell und unauffällig zu deportieren. Wir gingen also denselben Weg, den die Gefangenen damals gingen, um weitertransportiert zu werden.

Während der dreistündigen Arbeit mit Anna, der pädagogischen Mitarbeiterin der Gedenkstätte, lernten wir, dass das ehemalige Kloster Breitenau zu Beginn der NS-Zeit ein Ort der Gefangennahme politischer Gegner und im späteren Verlauf, Anfang der 40er Jahre ein Arbeits- und Erziehungslager für ausländische Zwangsarbeiter gewesen ist.
Schon bei Ankunft war die Stimmung bedrückend, weil wir wussten, dass dort viele unschuldige Menschen leiden mussten. Das Ausmaß dieses Leides war uns zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht bewusst.

Bei der Führung zeigte Anna uns die kleinen Zellen, in denen die Häftlinge untergebracht worden sind sowie die Duschen, in denen die Häftlinge meist nur eiskaltes Waser zur Hygiene zur Verfügung gestellt bekamen. Diese Lebensbedingungen haben uns erschreckt. Der Besuch einer Einzelhaftzelle, in der die Gefangenen bei Regelverstößen bleiben mussten, war besonders aufwühlend. Dort verbrachten die Menschen teils tagelang in absoluter Dunkelheit, um das Gefühl für Raum und Zeit zu verlieren. Einritzungen in den Wänden erzählen uns heute noch von dieser Folter: Strichlisten als Versuch die Tage in Dunkelheit zu zählen, umgedrehte Hakenkreuze als Zeichen des politischen Widerstandes, Comiczeichnungen oder der Wunsch „Der Eiskalte soll verrecken“, mit dem der Leiter des Lagers gemeint gewesen ist. Das alles zu sehen, hat uns näher gebracht, wie grausam diese Zeit für die Häftlinge gewesen sein muss.

Besonders spannend fanden wir den letzten Teil unseres Besuches: wir durften Einsicht nehmen in Akten, die die Nationalsozialisten damals über ihre Gefangenen angelegt haben. Hier bekamen wir Informationen über die Lebensdaten, die Herkunft, das Aussehen, den Haftgrund sowie den Ort des Konzentrationslagers, in das die betreffenden Personen deportiert wurden. Zu den Haftgründen zählten banale Dinge wie z.B. Kontaktaufnahme zu Deutschen oder Arbeitsverweigerung.

Wir sind nach dem Besuch der Gedenkstätte sehr nachdenklich zurückgeblieben. Er hat uns noch einmal eindrücklich gezeigt, wie wichtig es ist, sich an diese schrecklichen Geschichte zu erinnern und auch in heutiger Zeit Warnsignale zu erkennen, damit sie sich nicht wiederholt.

Die Stolperstein-AG (Dominik Sobiesinski, Finja Stylau, Taylor Mehrow, Samantha Kanders, Arian Beheschti, Lena Engler, Julius Merkel, Karolina Dobrowolska, David Müller, Donisa Korqaj, Klasse 10c der Heinrich-Böll-Gesamtschule)